25. Januar 2017
Berlin
2008
Die Radarstation auf dem Teufelsberg
Die Radarstation kennt jedes Berliner Kind, das in den achtziger Jahren im Winter die Rodelbahn benutzt hat. Am oberen Ende der damals „Todesbahn“ genannten Strecke begannen die dreifachen Zäune, mit Hunden und Wachen, ein Summen von Generatoren oder anderem elektrischen Gerät hing in der Luft. Ein Ort mit Gedanken an kalten Krieg und James Bond. Umso erstaunlicher war es, in den Neunzigern plötzlich diesen Ort einfach so begehen zu können. Ihn nun plötzlich sogar mitgestalten zu können.
Denn abseits von persönlichen Bindungen an den Ort ist sein jetziger Zustand interessant. Nach vielen großen Lösungen zur Nachnutzung des Geländes, die auf die eine oder andere Art nicht zustande kamen, besteht im Rahmen der derzeitigen Nutzung Raum für verschiedenste Ideen.
Zugleich fehlt die Infrastruktur (Wasser und Elektrizität), die eine notwendige Basis für die für den Aufenthalt und das Arbeiten notwendigen Bedingungen schafft.
Ort und Konzept – Der wolkenkubus in der Radarstation
Fehlende Infrastruktur für den Aufenthalt und das Arbeiten einerseits und die Besonderheit des Ortes andererseits lieferten die Zutaten für den Entwurf für den wolkenkubus:
Ein Modul, das alle Voraussetzungen für die Nutzung des Raumes als temporäres Atelier für einen Künstler schafft. Welches an diesem Ort aufgestellt zu einem Inkubator wird und die Nutzung des Raumes möglich macht.
Zusammen mit dem Betreiber der Radarstation wurde die Idee entwickelt, jeweils wechselnden Künstlern den Kubus für eine temporäre Nutzung zur Verfügung zu stellen, um ihnen an diesem Ort Raum zum Arbeiten zu geben. Dafür wurde eine der Ebenen im Turm des Hauptgebäudes gewählt.
Da aber dafür noch verschiedenste Maßnahmen im Gebäude notwendig sind, um das Konzept voll umzusetzen, greift diese Ausstellungen den Ereignissen vor und soll das geplante in einem temporären Experiment illustrieren und es als konkreten Vorschlag greifbar machen.
Funktion
Die räumliche Organisation des Kubus trennt öffentliche und private Bereiche.
Der Kern des Kubus und die obere Ebene sind dem privaten Bereich zugeordnet.
Dieser beinhaltet einen Raum, von dem ein Schrank und das Bad erschlossen werden sowie einen Schreibtisch.
Auf der unteren kreisrunden Ebene mit dem Treppenhauskern sind als öffentlich nutzbare Funktionen außen angelagert: eine Sitzbank, die Treppe und die Küche.
Auf dieser Fläche entstehen durch die angelagerten Nutzungseinheiten ein Aufenthalts- und Essbereich, der Rest der Fläche auf der Ebene ist das Atelier.
Die optische und räumliche Trennung der privaten und öffentlichen Bereiche erlaubt eine Nutzung als Rückzugsort aber auch als Fläche für Ausstellungen oder zum Empfang von Kunden.
Zugleich gibt es den Rundumblick über das westliche Berlin, mit dem Heizkraftwerk, dem Stadion und den Türmen der Stadt als inspirierendem Schaffensraum.
Konstruktion
Die Besonderheiten des Ortes erforderten eine weitere Entwicklung des Kubus hinsichtlich der Konstruktion, die das Konzept der Kuben um eine weitere Komponente bereichern.
Aufgrund der fehlenden Elektrizität und der Anforderung, den gesamten Kubus durch das schmale Treppenhaus befördern zu können, muss der Kubus in kleine Module zerlegbar und bereits komplett vorgefertigt sein. Dadurch wird der bisher jeweils als Einzelstück gefertigte Kubus zu einem modularen System. Er wird zerlegbar und damit mobil.
Die offene Ebene im Turm ist voll dem Wetter ausgesetzt, weshalb der ursprünglich für Innenräume konzipierte Kubus nun wasserfest ausgeführt werden muss und aus wasserfest verleimten Siebdruckplatten gefertigt ist. Die Farbe der Beschichtung der Platten verdeutlicht die Trennung des Kerns und der angehängten Funktionselemente.
Um dem beabsichtigten Erscheinungsbild der Kuben als möglichst fugenlose Volumen gerecht zu werden, wurden alle Ecken auf Gehrung gefertigt.
SYPERECK
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